Wenn meine Mutter mir einst empfahl, auf freiwilliger Basis mein Zimmer aufzuräumen, hat das nie gefruchtet, sofern eine Nichterfüllung keine unangenehmen Konsequenzen mit sich brachte. Bekam ich jedoch den Auftrag, freiwillig meinen Vorrat an Naschsachen aufzubrauchen, so musste darüber nicht lange diskutiert werden. Hier zeigte ich mich umgehend hilfsbereit.
Sorry, Frau Glöckner, doch mit der Lebensmittel-Industrie ist das nicht anders! Wenn die Lebensmittelindustrie wirklich bereit wäre, den Zuckeranteil in ihren Produkten zu reduzieren oder mit einer Art Ampel, den Konsumenten über die ungesunden Inhaltsstoffe zu informieren, könnte sie sich umgehend diese Aktivitäten, werbewirksam, als verpflichtend auferlegen.
So aber wird man mit popelig kleinen Schritten versuchen, massive Einschnitte so lange wie möglich hinauszuzögern. Welches Unternehmen will schon günstige Produktionskosten, lange Haltbarkeit, intensiver Geschmack sowie hohe Verkaufsquoten durch den Wegfall des Billig-Allroundproduktes „Zucker“ in Gefahr bringen?
Was schert den Firmenvorstand die schlechte Zukunftsprognose in Bezug auf die Gesundheit/Lebenserwartung seiner Konsumenten? Es geht in erster Linie darum, die Prognosen für das laufende wie kommende Geschäftsjahr positiv zu halten. Ein paar Jahre fette Boni einstreichen – danach mag kommen was will. Zur Not auch ein*e Gesundheitsminister*in mit Zwangsverordnungen.
Zunächst bleibt man Frei von Willen und das ist doch auch Form von frei-willig, oder?