No Schwimmbad – no Risk

Kaum vorstellbar, doch ich bin vor vielen Jahrzehnten auf Konzerte gegangen, wie „Rock am Ring“, und das Einzige, was beim Einlass gecheckt wurde, war die Eintrittskarte. Security im Innenbereich? Fehlanzeige! Trotzdem gab es keine Krawalle, denn die Menschen, die sich dort sammelten, waren auf Musik & Party aus, nicht auf Randale.

Jahre später habe ich mich daran gewöhnt, dass der Einlass bei Veranstaltungen eine Menge Zeit für die Leibesvisitation verschlingt, dass es an allen Ecken und Enden Sicherheitspersonal gibt oder ein Aufgebot der Polizei steht und diese Kosten letztendlich auf den Ticketpreis aufgeschlagen werden. Ärgerlich, dass (ich sage es einmal frei heraus) ein paar schlecht erzogene Vollidioten, diesen Aufwand erforderlich machen!

Doch in Berlin (wo sonst) geht es jetzt los, dass selbst der Besuch des Schwimmbads nicht mehr sicher vor Gewalt ist. Das Wasser ist offensichtlich nicht mehr tief genug temperiert, um hitzige Gemüter abzukühlen. Also sollen fortan personalisierte Eintrittskarten verkauft und Security postiert werden.

Ich erlaube mir einen Blick in die Zukunft:

Mein Schwimmbadticket kaufe ich bei Eventim. Je nach Lage bin ich dann zwischen 25 und 35 Euro los.

Das personalisierte Ticket musste ich schon Wochen vorher bestellen, denn da nach jedem 10ten Liegeplatz ein(e) Mitarbeiter(in) der Sicherheitsfirma postiert ist und jedes Areal auch nur noch mit einer geringen Anzahl an Besucher belegt sein darf, sind Eintrittskarten sehr limitiert und daher begehrt. Am Einlass zeige ich meinen gültigen Ausweis, unterzeichne eine Datenschutz- sowie Einverständniserklärung, dass ich gründlich nach Stich- und Schusswaffen wie auch ätzende Säuren untersucht werden darf. Dazu noch ein Statement, dass ich den Aufenthalt im Bade nur dem Schwimmen und dem Wohlbefinden widmen werde und mich von jeder Form der Gewalt distanziere.

Kurzum: Schwimmen im Freibad wird eine Zeichen sein, dass man Geduld hat, friedliebend ist und wohlhabend.

Die Kommunikation unter zwei Personen wird dann ungefähr so ablaufen:

„Warst Du auch gestern beim Pink-Konzert?“

„Nein – ich hatte eine Karte für’s Schwimmbad!“

„Boah wie geil ist das denn? Da hätte ich gerne mit Dir getauscht!“

Oder:

„Ich habe mir gestern eine Happy-Risk-Schwimmbad-Eintrittskarte gekauft!“

„Was ist denn das?“

„Das Tages-Ticket kostet nur die Hälfte, gilt aber nur in den Monaten April oder September!“

„Aber da haben doch die meisten Schwimmbäder geschlossen?“

„Eben! Deswegen der halbe Preis – aber kein Terminzwang innerhalb dieser Monate!“

Oder:

„Ich wollte mir auf die alten Tage mal noch etwas gönnen und nicht meine ganze Kohle den Erben überlassen, deshalb habe ich ein Schwimmbadticket gekauft!“

„Waaas? Bist Du wahnsinnig? Wann gilt es denn?“

„Nächstes Jahr am 12. August!“

„Na Du bist ja optimistisch, in Deinem Alter!“

„Ich finde es schön, wenn ich mal nur gefilzt und nicht auch gewaschen werde! Die Chance, dass das Schwimmbad dicht macht, die ist ohnehin höher, wie die meines Ablebens.“

„Na hoffentlich lassen sie Dich mit dem Rollstuhl rein, wo der doch für Gewaltexzesse bestens geeignet ist!“

Hinterlasse einen Kommentar