In Gedenken an Hansi Flick


Hinweis: in der nachfolgenden Erzählung ist jegliche Ähnlichkeit mit meiner Person absolut frei erfunden und damit unrealistisch. Der eigentlich Inhalt dagegen, mit ziemlicher Sicherheit, nicht!

Ich bin ein junger Mann, spiele gerne Fußball, habe Talent und – der wichtigste Faktor – genug Ehrgeiz, um Kondition wie auch Fähigkeiten auszubauen, während meine Kumpels lieber am Handy oder an der Spielkonsole daddeln.

Nach ein paar Jahren habe ich es geschafft und bin erfolgreich. Mittlerweile betreut mich ein Manager und schickt mich überall da auf der Welt hin, wo wir Beide die meiste Kohle kassieren können. Zwischenzeitlich verdiene ich in einem Jahr mehr, wie die meisten anderen Menschen während ihres gesamten beruflichen Lebens. Die Verträge mit den Clubs enthalten derart viele Klauseln, dass die Laufzeit im Grunde nicht mehr als eine gut gemeinte Absichtserklärung ist und wenn ich einfach nur keinen Bock mehr habe, weil mein Manager ein besseres Angebot für mich auf dem Tisch liegen hat, dann streike ich eben.

Natürlich war es als Kind mein Wunsch, einmal für die Nationalmannschaft zu spielen. Recht schnell zeigt sich, dass dieser Begriff „einmal“ durchaus auch als Zahl seine Gültigkeit hat. Denn das Feuer der Begeisterung, nach der ersten Nominierung, erlischt rasch im Regen der Realität.

Im deutschen Kader zu spielen ist ein Zusatzjob und der wird nicht einmal gut bezahlt. Vor allem dann nicht, wenn keine Siegprämien dazu kommen. Wie bei jedem konventionellen Nebenjob, ist auch der Hauptarbeitgeber nicht begeistert davon, zudem die Gefahr groß ist, dass ich mich beim Spiel für die Nationalmannschaft verletze. Ein Albtraum für mich sowie meinen Manager und noch mehr für meinen Verein. Beispielsweise einem Club aus der englischen Premier League ist es doch völlig egal, ob ich für das Land meiner Geburt oder Einbürgerung Erfolge erzeugen will bzw. soll.

Früher waren internationale Spiele, die im linearen TV ausgestrahlt wurden, die beste Möglichkeit, den sogenannten Scouts die Fähigkeiten zu präsentieren, so musste dieser Späher nicht zu irgendwelchen Spielen fahren, sich eine Karte kaufen und 90 Minuten ausharren, um zu beurteilen, ob ich der Richtige bin.

Heute buchen diese Fußball-Headhunter Dienste wie DAZN und können sämtliche Spiele der Welt anschauen, bis an relevante Szenen springen und das auch noch häufig aus mehreren Kameraperspektiven, ohne überhaupt den Hintern vom Sofa erheben zu müssen. Die Nationalmannschaft als Tribüne für finanzielle Erfolge ist also nicht mehr erforderlich.

Folglich wird auch dem Laien bewusst: Dass ich, bei wichtigen Spielen für meinen Verein, 100% Leistung bringe, aber doch nicht im Nebenjob. Da ist es völlig Wurst, wecker Hans uns da zusammen flickt.

Das ist doch zugleich das Schöne am Fußball:

Eine Horde minder begabter und minder bezahlter Spieler dürfte, rein rechnerisch, keine Chance gegen Clubs haben, die irre Summen in den Kader investieren. Doch wenn die Kleinen bei einem so besonderen Spiel die Chance habe, es den Großen zu zeigen – dann reichen 120% Leidenschaft eben öfter einmal aus, um 70%ige Schon-Kicker zu besiegen.

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