Wahrnehmung = war (eine) Nehmung

Es hätte Herr Maier mit seinem Kaninchen sein könne, doch es war ein Herr namens Schrödinger und der besaß eine Katze, als er sich folgendes ersonnen hat:

„Wenn ich meine Katze in einen Raum einsperre, wo ich sie nicht sehen kann und sie stirbt, lebt sie so lange in meinen Gedanken weiter, bis ich die Tür öffne! (oder zumindest ein übler Geruch sich aus dem Türschloss nach Außen verbreitet. – Persönliche Anmerkung des Red.) Bis zu dem Moment meiner Wahrnehmung ist also der Zustand des Tieres ungewiss – lebendig und tot zugleich.“

Selbstverständlich hätte das Herr Schrödinger auch weniger kompliziert ausdrücken können: „Erst wenn ich durch einen Anruf erfahre, dass ein Angehöriger verstorben ist, setzt bei mir die Trauer – eventuell auch eine Freude ein!“ Wäre natürlich nicht so einprägsam und der Name Schrödinger wäre vermutlich längst schon vergessen. Doch bestimmt war Er sich bei der Publikation seiner Wahrnehmung schon der vielen Katzenliebhaber bewusst.

Wahrnehmung – darum geht es in meinem Blogbeitrag heute – mit dieser umfangreichen Einleitung.

Wenn Ihnen jemand den Vorwurf machen sollte, Sie würden nicht im Jetzt leben, so können Sie lässig entgegnen: „Das tut niemand – und kann auch niemand!“

Nehmen wir ein Gewitter. Wenn wir einen Blitz sehen, dann dauert es, je nach Entfernung, bis wir den Donner hören.

Wir wissen: das liegt daran, dass sich Licht schneller ausbreitet wie Schall.

Doch was passiert real in solch einem Moment?

Der Blitz entsteht und während sich sein Licht rasch ausbreitet – der Schall langsam hinterher trottet – ist das Ganze eigentlich schon erledigt, bis unsere Sehnerven das Licht aufgenommen und ans Hirn weitergeleitet haben. Dieses Organ nimmt dann wahr: „Oh ein Blitz! – Wo bleibt der Donner?“

Jener kommt dann, je nach Entfernung irgendwann im Ohr an, wird auch wieder von Bewegung in Strom umgewandelt, zum Hirn geleitet und dort dann die Erkenntnis: „Da isser ja, der Donner!“

Kurzum: alles was wir sehen, hören, riechen, schmecken oder auch ertasten – ist bereits passiert und mit einer kurzen Verspätung nimmt unser Hirn das jeweilige Ereignis wahr.

Unser scheinbares „Jetzt“ ist im Grunde also längst geschehen – wir erleben nur die Aufzeichnung davon!

Okay, die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass es Situationen gibt, in denen wir sogar der Zeit voraus sind. Wenn wir beispielsweise auf eine heiße Herdplatte greifen, reagieren die Schmerzrezeptoren vorab, weil das Auge bereits dem Hirn verraten hat, was jetzt gleich passieren wird. An dieser Form der Vorahnung wird aktuell noch geforscht – doch die Regel ist die, dass unser Ich zeitversetzt erlebt.

Was da im Grunde passiert, lässt sich in einem Experiment sehr leicht nachstellen.

Bitten Sie jemand, bei Ihnen über Satelliten-TV ein Fußballspiel anzusehen. Sie sitzen dagegen in einem Nebenraum und streamen das gleiche Spiel auf ein Tablet oder Handy.

Wenn ein Tor fällt – dann vermutlich nicht von der deutschen Mannschaft und der Torjubel ist bereits aus dem Nebenraum zu hören, bis auch bei Ihnen der Treffer zu sehen ist.

Grund: die Satellitenübertragung erfolgt meist ein wenig schneller, wie die im Internet. Die Spieler auf dem Platz wissen übrigens zu dieser Zeit schon, dass das Tor wegen Abseits nicht gewertet wird und kurz darauf erfahren auch Sie vor dem Display davon.

Jetzt stelle ich eine These aus, an die sich leider niemand erinnern wird, weil keine Katze oder ein niedlicher Hund darin vorkommt:

Wenn wir sterben, erfahren wir das erst, wenn es bereits erfolgt ist. Aber da (vermutlich) unser Hirn schon offline ist, bringt das nichts.

Wir wissen also nicht, dass wir gestorben sind, weil wir auch schon vergessen haben, gelebt zu haben!

Und?

Sag ich doch: ohne Katze prägt sich diese These bestimmt nicht ein!