Vorsorge ist was für Reiche und Weicheier

Ich bin ein undankbarer Mensch!

Schon in jungen Jahren war das so, wenn ich beispielsweise Abends von einem Disko-Besuch nach Hause kam, rund 50 Mark weniger in der Geldbörse besaß, nach dem Versuch, mit großzügigen Einladungen einer Frau zu imponieren. Irgendwann am späten Abend erfuhr ich, dass die Umworbene eine Freund hat, der beim Bund sei und in einer Woche seine Einberufungszeit beendet ist.

„Ich freue mich so auf seine Rückkehr! Aber der Abend mit Dir war auch ganz nett und normalerweise würde ich das gerne wiederholen. Du bist hoffentlich nicht enttäuscht?“

„Nein, bin ich nicht!“, antworte ich und log damit heftigst.

„Du bis echt in Ordnung!“, hörte ich irgendwo aus der Ferne die junge Frau noch sagen, doch ich war erbost: 50 Mark verbraten, für die Info, dass mit mir alles in Ordnung sei! – Toll!

Einige Jahrzehnte später, am 22. April 2024…

Ich hatte meine jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Urologen. Dass ich fast 40 Euro bezahlen muss, um den Tumormarker (den sogenannten PSA-Wert) zu bestimmen, das ist mir klar. Ob ich eventuell Krebs in frühen Stadium haben könnte, interessiert meine Reparatur-Kasse (im Volksmund Krankenkasse genannt) nicht und versteckt sich hinter dem Argument: „Kann ja auch ein Fehlalarm sein!“. Getreu dem Motto: Lieber bei einigen Leuten zu spät entdecken, wie einige umsonst zu schrecken!

Doch neu hinzugekommen ist nun auch der Wegfall der Ultraschalluntersuchung von Blase, Leber und Niere. Wer wissen möchte, ob da alles gesund aussieht, zahlt noch weitere gut 30 Euro zusätzlich.

Ich gehe nach Hause und ärgere mich über 70 Euro finanziellem Schwund, statt mich darüber zu freuen, dass der Urologe sinngemäß wie die junge Frau aus der Disko reagiert hat: „Du bis echt in Ordnung!“

In 10 Jahren werden wir vermutlich so weit sein, dass beim Besuch der Urologie nur noch das Einlesen der Versichertenkarte gratis ist und das Halten des Skrotums beim Husten und der Fingertest im Hintern richtig teuer wird. Denn warum unnötig Menschen auf irgendwelche Krankheiten im Anfangsstadium hinweisen? Lieber so lange diese Personen entspannt leben lassen, bis es kein spezielles Fachwissen mehr benötigt, um eine Eigendiagnose zu stellen!

Ich habe es ja schon am Anfang gesagt: Ich bin ein undankbarer Mensch! 😉