Eine Frage der Herkunft

Wer am Rande eines Bundeslandes wohnt, vermag den realen Zusammenhang meines fiktiven Beispiels zu bestätigen.

An mehreren Tagen im Jahr wird eine katholische Person, die beispielsweise in Aschaffenburg (Bayern) lebt und in dem weniger katholischen Frankfurt (Hessen) arbeitet, in die Situation kommen, dass die Arbeit ruft, während die Nachbarschaft ausschlafen kann, weil in Bayern Feiertag ist. Umgekehrt kann ein Mensch aus Babenhausen (Hessen), egal welcher Glaubensrichtung, an so einem Tag die Freizeit genießen, sofern der Job in Bayern ausgeführt wird. Kurzum: wo ein Mensch lebt und arbeitet, wirkt sich durchaus auf das Leben aus.

Doch es geht noch internationaler. Ein LKW-Fahrer aus Litauen darf mit seinem Sattelzug ohne Probleme durch Deutschland fahren, wenn sein Arbeitgeber eine Spedition mit Sitz im Ausland ist. Einer deutschen Transportfirma ist es jedoch untersagt, diese Person einzustellen. Weil der litauische Führerschein hier nämlich nicht anerkannt wird. Noch ein Beweis mehr, dass in Deutschland Fähigkeiten einen unterschiedlichen Wert haben können. Wenn Sie das nicht verstehen, so kann ich Sie beruhigen: ich verstehe das ebenfalls nicht und empfinde das als Schweinerei.

Das ist auch das Stichwort für mein nächstes Beispiel, der deutschen Differenzierungen in der Politik. Denn nicht nur bei Menschen erleben wir Beispiele für Ausgrenzung und eine Art von Rassismus.

Ab 2025 gibt es nämlich ein neues deutsches Tierwohl-Label, dass dem Käufer zeigen soll, in welcher Form das Tier gehalten wurde, dessen Teile nun verzehrt werden sollen. Denn ein hoher Fleischpreis muss nicht zwingend bedeuten, dass es dem Tier während der Aufzug besser ging, sondern womöglich nur dem Vorstand der Vertriebsfirma.

An sich eine gute Sache, doch als Tier muss man, im wahrsten Sinne, Schwein haben! Denn es gibt vorerst folgende Einschränkungen: 1. Das Tier muss Schwein sein. 2. Es darf die Schlachtreife nicht vor 2025 erreichen. 3. Die Haltung des schweinischen Tieres muss in Deutschland erfolgt sein.

Im Grunde brauchen die Labels nur in kleiner Anzahl produziert werden, denn nur noch der geringste Anteil unseres Schweinefleisches stammt aus Deutschland und wurde auch hier geschlachtet. Alleine in 2022 ist der Zuchtanteil an „Schwein made in Germany“ um 11% zurückgegangen (Quelle: Tagesschau.de) und es gibt keinen realistischen Grund zu der Annahme , dass diese Talfahrt gestoppt wird. Als Landwirt ist die lukrativste Form der Bewirtschaftung: Warten bis die Äcker Bauerwartungsland (da steckt das Wort Bauer schon im Begriff drin) werden oder für irgendwelche Trassen vom Staat benötigt werden.

Also, ihr lieben Rinder, Hühner, Kälber und was sonst so auf unserem Teller landet. Nur ganz wenige von Euch werden in Deutschland leben können und davon nur ein Teil eine halbwegs gute Haltung erfahren! Dann wird es aber ein teures Privileg sein, uns an Euch sättigen zu können. Wann dies stattfindet , ob vielleicht Kühe mit einem gewissen Fellmuster oder Hühner mit Federn ausgeschlossen werden, das wird sich zeigen.

Was uns Verbraucher betrifft, so werden wir ab 2025 vermutlich häufiger muhende Milchflaschen finden, wie abgepacktes Fleisch mit einem Label und das auch noch mit positiver Haltungsform.