Reich werden für Anfänger

Stellen Sie sich einmal vor, ich wäre ein Unternehmer und würde Luftschlösser vertreiben. Ich möchte meinen Betrieb vergrößern und benötige dafür rund eine Million Euro. Ein Kredit aufnehmen ist viel zu teuer, doch dann habe ich eine tolle Idee:

Ich verkaufe einfach für eine Mio Anteile an meiner Firma und zwar diese in so kleinen Häppchen, dass es nahezu undenkbar ist, dass plötzlich alle wieder zurücktreten. Ich fertige also für 2,1 Millionen Euro lauter 10-Euro-Spielgeld an und biete knapp die Hälfte davon zum Verkauf von je 10 Euro an. Damit es sich auch für die Käufer lohnt, offeriere ich: Fährt mein Unternehmen Gewinne ein, so gibt es Dividende, die höher ist, wie die bei einem Sparbuch.

Ich bekomme also kostenfrei Geld und zahle nur dann etwas aus, wenn der Laden läuft. Das Geschäftsrisiko übernehmen damit die Eigentümer der Anteile. Gewinnausschüttungen sind immer noch geringer, wie alternative Kreditzinsen. Um die Käufer aber wo richtig heiß zu machen und ich einen Reibach, kommt ein Angebot „on top“. Wer will, kann die Anteile weiter verkaufen und das zu einem Preis nach Belieben!

Käufer A verkauft also irgendwann die Anteile von 10 Euro zu je 15 Euro an Käufer B, weil der sich sicher ist, dass er schon kurz darauf für 20 Euro das Stück die Scheine an Käufer C verhökern kann. So wird im Laufe der Zeit, durch das Triebmittel Hoffnung, so ein 10-Euro-Anteil immer teurer.

Irgendwann sind die Leute so heiß auf die Anteile, dass ich meine Mehrheit für einen Betrag verkaufen kann, den ich niemals durch den Verkauf von noch so vielen Luftschlössern hätte erzielen können. Ich bin schlagartig vom Schein-Reichtum zu realem Vermögen gelangt.

So lässt sich, natürlich recht simpel dargestellt, das Prinzip eine Aktiengesellschaft und der -handel beschreiben. Firmen bekommen dadurch einen fiktiven Wert, der real nicht vorhanden ist und beim nächsten fetten Börsencrash bleibt davon nichts oder sehr wenig übrig.

Mich beunruhigt der Gedanke, dass es Politiker gibt, die mit dem Gedanken spielen, mit den Geldeingängen der Rentenkasse auf gleicher Art zu zocken. Das würde zunächst die Blase weiter vergrößern und sich Aktionäre eine goldene Nase verdienen, die ihren Bestand verringern. Doch uns lehrt schon die Physik: eine Seifenblase ist nicht unendlich vergrößerbar und irgendwann kommt der Punkt, wo sie platzt.

Die Superreichen werden das verschmerzen – die Renter*innen sicherlich nicht!