In der Nacht von Samstag auf Sonntag konnte für einige Stunden nicht auf FaceApp (formerly known as WhatsApp) zugegriffen werden.
Offizielle Aussage: Server-Probleme
Ich gehe einmal davon aus, dass dieser Shutdown nötig war, damit sich Facebook verbinden konnte. Wichtig, bevor doch der ein oder andere User kündigt (so wie ich) und die Daten nur noch aus Backups zu entnehmen sind.
Mal im Ernst:
Wir werden von allen möglichen Institutionen wie NSA oder BND wie auch von Apps abgehört. Die einen tun es aus Neugier, die anderen, um die Daten an Werbefirmen zu verkaufen.
Schon jetzt verbringe ich täglich mehr Zeit damit, die Spam-Mails zu entfernen und in meinem Spammail-Ordner die automatisiert dort abgelegten „echten“ Mails herauszusuchen sowie als non-spam zu markieren, als mit dem Lesen der echten Eingangspost.
Auch die pop-ups von tabulosen Frauen, die in und um Hochheim wohnen und mit mir nichts anderes tun wollen als wilden Sex (und wenn ich in Aachen bin, mich die gleiche „Tanja“ anlächelt, jedoch nun plötzlich auch dort wohnt), klicke ich nur noch einfach weg.
Ich war lange Zeit der lässigen Ansicht: „Sollen die doch meine Daten ansehen – ich habe nichts zu verbergen!“
Doch nun bekommt mit der Fusion von Facebook und WhatsApp die Datensammlung eine völlig neue Dimension.
WhatsApp benötigt bei der Einrichtung Zugriffs-Erlaubnis auf sämtliche Bereiche des Smartphones und wie mir bekannt ist, werden ordentlich Daten abgezogen die mit dem eigentlichen Messaging-Dienst wenig zu tun haben. Nicht umsonst zählt diese App auf den mobilen Geräten die mein Arbeitgeber einsetzt zu den definitiven no-go Applikationen (obwohl facebook-Nutzung erlaubt ist).
Mit den Daten aus dem Privatleben des Facebook-User plus den mobilen Daten des WhatsApp-Nutzer (angefangen von den gespeicherten Rufnummer, über die genutzten Apps, dem Schriftwechsel sowie der Standortbestimmung) kann ein nahezu komplettes Bild des Alltages einer Person zusammengestellt werden.
Schon jetzt werden wir in Supermärkten durch bestimmte Musik und Anordnungen der Waren-Aufbauten bei unserem Kaufverhalten beeinflusst. Künftig wird das auch im medialen Umfeld passieren und das noch effektiver, denn hier können gezielt die Bedürfnisse geweckt werden.
So wird dann der Single vielleicht weniger Werbung bekommen, mit welchem Potenzmittel er sein Sexualleben wieder auf Vordermann bringen kann, jedoch bei welchem Dating-Unternehmen er die Frau vorfindet, die ebenso sportlich ist wie er (weil man die Runtastic-App-Daten vorliegen hat) – aber auch sehr gerne italienische Speisen liebt (denn der User ist laut GPS-Informationen immer wieder in einem Ristaurante anzutreffen) aber auch gerne mal einen Fantasy-Film sich ansieht (weil in Facebook da entsprechend ein paar likes vorhanden sind) und Side in der Türkei liebt (weil er dort immer seinen Urlaub verbringt).
Diese Chance, den Anwender gezielt zu manipulieren, lässt sich Facebook über 45 Dollar pro WhatsApp-User kosten und es zeigt, wie extrem wertvoll dieses gebündelte Wissen über die einzelne Person ist.
Was kann ich dagegen tun?
Versuchen, mit meinem Freundeskreis auf vermeindlich sichere Messenger umzusteigen.
Dieses Hopping wird natürlich nur zeitlich befristet funktionieren. Denn so ein bisher kleiner Anbieter wie beispielsweise Threema wird spätestens dann vom Hai namens Facebook geschluckt werden, wenn er eine interessante Größe erreicht hat.
In der Tat werden wir nur dann ein halbwegs milch-gläserenes Profil schaffen, wenn wir uns daran gewöhnen Nutzungs-Nomaden zu sein und wirklich alle zwei Jahre zu einem anderen Anbieter wechseln.
Dem Hai wird zumindest das Leben schwer gemacht und vielleicht verliert er die Lust daran, ständig nach Beute Ausschau zu halten.